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„Die Lebensqualität ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.“

Karin M. Erdtmann (Angehörige) - Peter Landwehr

Karin M. Erdtmann

"Nachdem meine Mutter innerhalb weniger Monate von einer selbständigen Frau zum Pflegefall geworden war, zog sie im Juli 2000 ins CBT-Wohnhaus Peter Landwehr nach Bergisch Gladbach. Ein Glücksfall: Hier wurde sie wieder der Mensch, der sie früher einmal war. Sie war fröhlich und gesellig, hatte Spaß an den vielen Veranstaltungen im Haus und in der Wohngruppe. Oft, wenn ich im Freundes- und Kollegenkreis erzählte, wie es ihr dort erging oder was ich dort mit ihr erlebt hatte und Fotos von ihren Aktivitäten zeigte, erntete ich ungläubiges Staunen. 

Den Mitarbeitern, die in den vergangenen 15 Jahren mit ihr (und mir) zu tun hatten, kann ich nur meinen Dank aussprechen. Was wir beide dort erfahren haben, geht weit über das hinaus, was in vielen Altenheimen, Wohnhäusern, Senioreneinrichtungen oder wie immer man sie nennt, an der Tagesordnung ist.  

Meiner Mutter sah man an, wenn sie unzufrieden war – und man sah ihr an, wenn sie sich wohlfühlte. Letzteres war in den vergangenen 15 Jahren ziemlich oft der Fall. Ihr stetes Lächeln brachte ihr den Beinamen „Mona Lisa“ ein. Sie hatte Freude an Tieren - am Besuchshund Sweety (der sogar am Tag vor ihrem Tod noch einmal auf ihr Bett sprang) ebenso wie an den größeren und wilderen ihrer Art, die sie beim Besuch eines Wanderzirkus buchstäblich näher kennenlernte. Meine Mutter saß im Rollstuhl glücklich in der ersten Reihe, hatte ein Lebkuchenherz umgehängt und betrachtete das Treiben in der Manege. Unvergessen ist uns allen, wie plötzlich ein Zirkuspferd vor ihr stehen blieb, ihr erst tief in die Augen blickte und dann ein Stück des Lebkuchenherzens abknabberte. Andere hätten sich erschreckt – „Mona Lisa“ lächelte glücklich. 

Meine Mutter lebte im Peter Landwehr Haus und zugleich in ihrer eigenen Welt. Und in der fühlte sich wohl und gut aufgehoben. In den letzten Jahren erwarb sie sich auch einen Ruf als Stehaufmännchen, hat dank guter Pflege mehrfach schwere Infektionen überstanden und das Sprichwort, dass Totgesagte länger leben, im wahrsten Sinn des Wortes mit Leben gefüllt.

Was meine Mutter in den vergangenen 15 Jahren erfahren hat, geht über Altenpflege und psychosoziale Begleitung weit hinaus. Hier hat sie Anerkennung und Zuwendung bekommen. Die Lebensqualität, die sie trotz ihrer Erkrankung hier gewonnen hat, die Geborgenheit, die sie empfunden hat und die Zuwendung, die man ihr entgegenbrachte, sind mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. 

Das Peter Landwehr Haus wurde auch für mich zu einer Art zweitem Zuhause. Es sind Freundschaften entstanden, viele Bewohner und Mitarbeiter sind auch mir ans Herz gewachsen. Das ist auch mit ein Grund, warum ich meine ehrenamtliche Tätigkeit dort nicht aufgeben möchte. Vor allem aber, und auch daran haben die Mitarbeiter auf der Wohngruppe ganz großen Anteil, habe ich emotionalen Zugang zu meiner Mutter gefunden, so dass unsere gemeinsame Biografie ein mehr als versöhnliches Ende nahm." 

Karin M. Erdtmann"

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