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"Auf der Schulbank mit Genscher ... "

Heinz Emmerich (Bewohner/in) - Peter-Landwehr

Heinz Emmerich

Heinz Emmerich war zu klein im ersten Schuljahr und wurde zurückgestellt. Im Jahr danach dann saß er in Halle/Saale in der Grundschule der Frankeschen Stiftungen, ganz vorn im Areal der Stiftung, die mit hohen Mauem umgeben war und weit nach hinten reichte, doch dann eine Realschule und ein Gymnasium beherbergte. 

Von der alten Bibliothek mit wertvollen Büchern wußte er nichts. Als er vor einigen Jahren ein Bild des vormaligen Außenministers Genscher sah, dämmerte ihm etwas aus dem Jahre 1934. Sie saßen mit etwa 30 Schülern in der Klasse - und einer davon war Genscher!
War Genscher gut? War er Klassenbester ? - Heinz Emmerich wußte es nicht mehr. War er lange Mitschüler? - Eher nein, denn schon nach 6 oder 12 Monaten wäre Genscher fort gewesen.
Wie sagte es ein Bekannter von Heinz Emmerich? Wärst Du nicht zurückgestellt worden, dann wärst Du heute auch ein Außenminister gewesen! Doch Herr Emmerich glaubt diese Behauptung nicht ganz. Melker wurde er, floh dann von der DDR aus nach Westen und verdingte sich mehrfach im Bau.
Rechnen war sein Lieblingsfach, sodaß er nicht nur bald zu verputzende Flächen berechnete, sondern auch seinen Akkord.
Kein Chef wagte es,ihn zu betrügen, denn das wußte man: Heinz Emmerich registriert und rechnet. So konnte er sagen: "Chef, das stimmt nicht!" - was ihm einmal 100 DM einbrachte, während 2 Kollegen in die Röhre schauten, die nicht nachgerechnet hatten.
Nun ist Heinz Emmerich 86 Jahre alt und sieht nur noch Schatten, doch sein Kopf arbeitet noch gut und seine Stimme ist noch klar. Daß er im Peter-Landwehr-Haus wohnt, ist ihm gerade recht.

Manfred Schmidt - 06.02.2014
(Ehrenamtlicher im Peter-Landwehr-Haus)

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