Britta Deppe (Mitarbeiter/in) - Margaretenhöhe
Zu Beginn meines 80-tägigen Praktikums im CBT-Wohnhaus Margaretenhöhe hatte ich als Studentin der Sozialen Arbeit an der KatHO Köln die Vorstellung, dass die Aufgabe der Psychosozialen Begleitung darin besteht, ausschließlich Angebote für ältere Menschen anzubieten, bei denen diese gefördert werden, Spaß haben und etwas lernen. Zunächst wurde ich darin bestätigt, denn Angebote wie Gymnastik, Bingo, Tanztreff, Malen und Spielerunden gestalten Lernprozesse älterer Menschen. Mit der Zeit wurde mir aber bewusst, dass dieser Blick einseitig ist.
Es gibt eine zweite Seite. Ich lerne ebenso von den älteren Bewohnern! Dies ist für mich ein Geschenk, das ich in Ehren halten und in meine zukünftige Arbeit mitnehmen werde. So erfuhr ich z. B. im Gesprächskreis Einzelheiten über weihnachtliche Rituale in der Kriegszeit aus erster Hand. Viele Volkslieder, Sprichwörter und Redensarten lernte ich im Singkreis und von Menschen mit Demenz kennen. Bei einem intergenerationellen Mini-Marathonlauf imponierte mir der Ehrgeiz, trotz mobiler Einschränkung durchzuhalten. Weiterhin fühlte ich mich im Umgang mit den Bewohnern in dieser schnelllebigen Zeit oft entschleunigt. Zeit und Ruhe haben einen neuen Wert für mich bekommen.
Besonders wertvoll für mich ist die Erkenntnis, dass auch im hohen Alter die Lust auf Bildung vorhanden sein kann. So zeigten z. B. mehrere Bewohner großes Interesse an einer Skulpturen-Führung im Rheinpark und an einem informativen Rundgang durch den Kölner Garten der Religionen.
In meinem Studium beschäftige ich mich schwerpunktmäßig mit der Geragogik (der Altersbildung). Auf der Margaretenhöhe habe ich die Bildungsarbeit in einer Pflegeeinrichtung praktisch kennengelernt. Hier geschieht professionell begleitetes Lernen gemeinsam und voneinander. Diese Grundhaltung birgt die große Chance, ein Miteinander auf Augenhöhe zu ermöglichen.
Britta Deppe
Studentin im Praxissemester
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