Menü

Pflege in den Medien, Ein Zwischenruf von Ruth Galler, CBT-Qualitätsmanagement

08.06.2016

Mal wieder werden von "investigativ" vorgehenden Journalisten die deutschen Pflegeheime ins Visier genommen. Dieses Mal wird mit Schwerpunkt medizinisch-pflegerische Versorgung recherchiert.

Dieser Bereich ist für alte Menschen mit meist mehreren gravierenden medizinischen Diagnosen neben einer wohnlichen und freundlichen Atmosphäre besonders wichtig. Die Menschen, die sich uns mit ihrem Pflegebedarf anvertrauen, erwarten zu Recht, dass wir ärztliche Verordnungen lückenlos beachten und umsetzen. Die bei uns lebenden Menschen im Rahmen der uns gesetzten Bedingungen optimal zu begleiten, hat für uns, die wir in den Pflegeberufen arbeiten, besondere Priorität.
Die Einrichtungen der CBT beteiligen sich aus diesem Grund seit mehreren Jahren an einer pflegerischen Initiative zur Erfassung von Ergebnisqualität. Die MDK-Noten, die im Wesentlichen die Dokumentation prüfen, reichen auch uns nicht aus!

Bei allen berechtigten Forderungen den Pflegeheimen gegenüber muss man aber auch einer Tatsache ins Auge sehen, die die gesamte Branche zunehmend belastet: Die Personalschlüssel für die stationäre Pflege wurden seit den 60er Jahren nicht mehr angepasst. Seitdem hat sich aber sehr viel verändert: Nicht nur die fachlichen Anforderungen sind gestiegen.
Ein Beispiel: Palliative und hospizliche Versorgung einschließlich eines professionellen Schmerzmanagements waren in den 60ern noch nicht Standard in deutschen Pflegeheimen. Heute gehören diesen fachlichen Kenntnisse und deren Umsetzung zum Standard und die Heime sind auch gesetzlich hierzu verpflichtet – ohne, dass die Einrichtungen für diese Aufgabe mehr Personal zur Verfügung hätten. Etliche weitere Beispiele könnten genannt werden, die schleichend aber stetig zu einer Personalknappheit geführt haben. 

Die Personalschlüssel werden übrigens landesweit einheitlich festgelegt. Die Pflegeheime sind verpflichtet, die Personalschlüssel einzuhalten. Die meisten Einrichtungen würden liebend gern mehr Personal zur Begleitung der anvertrauten Menschen beschäftigen, können dies aber selbst-verständlich nur in einem refinanzierten Rahmen tun. Inwiefern die Pflegestärkungsgesetze uns dabei helfen, die Personalsituation in den Pflegeheimen nachhaltig zu verbessern, ist leider mehr als fraglich. Wir, die wir in den Pflegeberufen arbeiten und Verantwortung tragen, würden uns mehr echte Transparenz in den Medien wünschen. Mehr Aufklärung über die Rahmenbedingungen und mehr Berichte über die vielen großartigen Mitarbeiter in der Pflege. Übrigens: In Deutschland arbeiten mehr als eine Million Menschen in der Pflege. 2,6 Millionen pflegebedürftige Menschen brauchen sie; wir alle brauchen sie. Wir sollten sie nicht leichtfertig an den Pranger stellen.

Zurück